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Inside Heide Park - Saison 2004

Nachdem mich im Frühsommer wieder ein netter Brief des Berliner Schulamtes mit dem Inhalt: "...wir bedauern Ihnen mitteilen zu müssen, das Sie keinen Platz zum nächsten Einstellungstermin bekommen können..." erreichte stellte ich verschiedene Überlegungen an.
Wenn ich schon nicht als Lehrer arbeiten kann, was sollte ich mit der vielen Freizeit anstellen und wie kann ich mein Konto wieder etwas in den positiven Bereich bringen? Nach einigen Tagen kam mir dann die Idee mein Hobbie mit Arbeit zu verbinden und so bewarb ich mich kurzerhand als "Fahrgeschäftsbediener" in den Heide Park Soltau.
Nach einem kurzen Mailwechsel wurde ich dann auch eingestellt und trat meine Stelle als "Bügelzu- und Knöpfchendrücker" am 16.8.2004 an.

Nachdem ich einen Container im Mitarbeiterdorf bezogen hatte, verbrachte ich meinen ersten Tag an der Grachtenfahrt im Holländischen Stadtteil. Die Arbeit dort ist nett und da man ständig Boote aus der Station schicken muss, vergeht der Tag auch relativ schnell.
Am zweiten Tag wurde ich dann schon am Scream eingesetzt. Nach einer ausführlichen Einweisung stand meine "Prüfung" an, in der man zu sämtlichen Dingen, das Fahrgeschäft betreffend, abgefragt wird. Dazu gehören die Sicherheitsvorschriften, Ausschlusskriterien für Fahrgäste, Evakuierungswege und Fahrgeschäftsdaten.
Im Heide Park muss man für jedes Fahrgeschäft erst eine Einweisung und Abnahme bekommen um an dem Geschäft arbeiten zu dürfen. Außerdem gibt es einen Unterschied zwischen Helfer (ist für die Fahrgäste und das Beladen des Geschäftes zuständig) und Fahrer (für die Bedienung der Attraktion).

Im Laufe der restlichen Saison bekam ich dann noch weitere Fahrereinweisungen und habe daher "Führerscheine" für die folgenden Fahrgeschäften:

Soviel zur Geschichte wie ich in den Heide Park kam. Mit den nun folgenden Bildern möchte ich euch einen kleinen Einblick in die tägliche Arbeit geben und euch einen kleinen Blick "hinter die Kulissen" gewähren.
Im Laufe einer Saison erlebt man die unterschiedlichsten Dinge, vom Publikum bis zum Wetter. Aber seht selber...

Je zwei Bilder der Holzachterbahn Colossos und der Fassaden des Holländischen Stadtteils. Mit Colossos bin ich immer an meinen freien Tagen gefahren und habe jede einzelne Fahrt genossen. Interessant ist es, die verschiedenen Fahreigenschaften der Bahn zu erleben. Im Sommer und bei hohen Temperaturen ist die Bahn sehr schnell und versorgt einen mit einer großen Portion Airtime. Im Oktober und bei feuchtem Wetter hatte man dagegen fast das Gefühl, dass die Bahn die Strecke kaum schafft und die Airtime ist deutlich weniger zu spüren.
Im Holländischen Stadtteil fand die große Halloween Party statt. Dazu aber später noch mehr...

Scream

Rechts: Am Morgen bin ich immer mit diesem Blick aus meinem Fenster geweckt worden. Gegen 7 Uhr beginnen die ersten Probefahrten an den Fahrgeschäften und es bietet sich bei schönem Wetter ein toller Blick auf den Sonnenaufgang.
Hier seht ihr den Gyro Drop Tower Scream, an dem ich die meiste Zeit gearbeitet habe. Der Turm aus dem Hause Intamin zieht die Fahrgäste auf eine Höhe von 71 Meter (offizielle Angabe) und klinkt sie oben aus. Bis zum Beginn der Wirbelstrombremsen können die Mitfahrer dann das Gefühl des "freien Falls" genießen.
Oben links seht ihr den Turm vom Eingang der Attraktion aus. Der gesamte Bereich ist toll thematisiert und stimmt mit vielen Details und einer mystischen, eigens für den Turm komponierten, Musik auf die folgende Fahrt ein.
Die Aufnahme oben rechts ist direkt von der Bahnhofsplattform und zeigt den Fahrgastträger an der höchsten Stelle, kurz vor dem ausklinken...
Unten links noch einmal der Turm in seiner ganzen Höhe mit ein paar Theming Objekten. Die weißen Metallschwerter sind aus Kupfer und bilden mit den Permanentmagneten am Fahrgastträger die Bremsen des Turms.
Auf dem unteren rechten Bild befinde ich mich kurz vor der Ausklinkposition. In der Spitze des Turms befinden sich die beiden Seiltrommeln und die Motoren welche den Fahrgastträger in die Höhe ziehen.
Die vier oberen Bilder zeigen etwas der Technik des Scream. Oben links seht ihr die Permanentmagnete an einer Seite des Fahrgastträgers, mit deren Hilfe die Gondel auf Schrittgeschwindigkeit abgebremst wird.
Oben rechts ein Blick von der Spitze in das Innere des Turms. Gut zu sehen sind die vielen Treppenstufen (ich habe ca. 12 Minuten benötigt, um im Moterenhaus anzukommen) und die Führungsschienen für das Gegengewicht des ehemaligen Aussichtsturm.
Unten sieht man die mächtigen Kabeltrommeln im Motorenhaus des Turms. Im rechten Winkel zu den Trommeln sind die Motoren und die Getriebe platziert. Gut zu sehen sind auch die Bremsen an der Seite der Trommeln, welche den Hakenwagen in den Positionen halten.

Schweizer Bobbahn

Das interessanteste Fahrgeschäft im Heide Park aus technischer Sicht ist die Schweizer Bobbahn. Die Strecke ist in insgesamt zehn Blöcke unterteilt und kann mit fünf Zügen gleichzeitig auf der Strecke gefahren werden. Daher dauert eine Einweisung in die Bobbahn auch recht lange und die Sicherheitsvorschriften sind umfangreicher als bei anderen Fahrgeschäften.
Als Fahrer macht es am meisten Spaß an der Bobbahn, da sämtliche Blöcke auf einem Display abgebildet sind und man jeden einzelnen Zug verfolgen kann. Die Bügel der Züge müssen ent- und verriegelt werden, die Tore im Bahnhof geöffnet und geschlossen werden und erst wenn alle Bügel zu sind kann der Zug gestartet werden. Außerdem darf die Bobbahn selbständig rangiert werden.
Oben links seht ihr ein Bild von der höchsten Stelle der Bobbahn, dem Lift 1. Die Züge werden über einen Kettenlift hinaufgezogen und dann in die stählerne Rinne entlassen.
Oben rechts stehe ich auf der ersten Blockbremse, in welcher die Züge automatisch angehalten werden, wenn ein Zug davor noch nicht den Block verlassen hat oder eine Warnmeldung des Systems vorliegt.
Unten seht ihr fünf Impressionen der Bahn. Die Züge verlassen den ersten Lift und werden durch die Fliehkräfte in der Rinne gehalten. Gut zu erkennen sind die Blockbremsen mit den eigentlichen Bremsen und den Reibrädern. Diese können den Zug in die Bremse ziehen oder ihn wieder beschleunigen.



Oben fährt der Bob Norwegen in die erste Blockbremse, rechts wird er den zweiten Lift hinauf gezogen. Im Hintergrund seht ihr die Hänge-Loopingbahn Limit aus dem Hause Vekoma.
Etwas zur Technik der Bobbahn: rechts seht ihr mich beim morgendlichen Reinigen der Kontaktschiene im Bahnhof. über diese Schiene werden die Bügel der im Bahnhof stehenden Züge ent- und verriegelt. Nur wenn alle Bügel eines Zuges geschlossen sind, gibt die Kontaktschiene ein Signal an den Fahrer und der Zug lässt sich starten.
Die unteren Bilder sind während des Rangieres entstanden. Links wartet der Bob Schweiz in der Bremse 5 auf die Freigabe des Mitarbeiters, um in die Weiche fahren zu können. Rechts wird das Rangiergleis mit zwei Zügen gerade in eine andere Position verschoben um weiteren Zügen Platz zu geben.
Am linken Bildrand erkennt man den schwarzen Tunnel, in dem die Züge während des normalen Betriebes fahren. Auf beiden Seiten des Tunnels befinden sich jeweils zwei Abstellgleise.

Big Loop


Die gute alte Dame Big Loop. Diese Loopingbahn verrichtet seit 1983 ihre Dienste und stellt die Fahrgäste in zwei Loopings und zwei Schrauben auf den Kopf.

Oben seht ihr einige Impressionen vom Lifthill aus während der Fahrt. Die Strecke ist recht einfach gestaltet, war zu ihrer Eröffnung aber eine der größten Loopingbahnen Europas.
Rechts fährt der Zug in die Schlussbremse und wird über die Bremsschwerter an der Unterseite der Züge abgebremst. Durch das recht hohe Alter der Bahn macht die Bedienung noch sehr viel Spaß. Viele Tätigkeiten, die bei modernen Achterbahnen die Technik übernommen hat, müssen hier noch per Hand getätigt werden.
So müssen die Bremsen vom Bedienpult aus geöffnet und der Zug per Hand in den Bahnhof eingebremst werden. Dabei sollte man den Zug so bremsen, dass die Tore des Bahnhofs genau zu den Wagen passen. Anschliessend müssen die Bügel entriegelt und die Tore am Bahnsteig geöffnet werden. Erst wenn alle Bügel geschlossen und verriegelt sowie die Tore zu sind lässt sich der Zug starten.
Gegen Ende der Saison wurde an einem Vormittag der zweite Zug von der Strecke genommen und zur kompletten Wartung und überholung den Winter über in die parkeigenen Werkstätten gebracht.
Oben seht ihr den vorletzten Wagen des Zuges an einem Kranhaken hängen während der letzte Wagen noch auf den Schienen steht. Von den Mechanikern wurden die Underfriction Wheels entfernt und so konnte der Zug von den Schiene gehoben werden.

Limit

An dem Sunspended Looping Coaster aus dem Hause Vekoma habe ich zwar selber nicht gearbeitet, einige Runden gefahren bin ich allerdings schon. Die Fahrt sieht recht spektakulär aus, ist aber leider etwas rauh und verteilt die eine oder andere Ohrfeige. Baugleiche Anlagen gibt es weltweit mehr als 30 mal.
Trotzdem habe ich es mir natürlich nicht nehmen lassen einmal den Lifthill hinauf zu klettern und die Aussicht auf die Bahn und den Park zu genießen.
Oben seht ihr den Zug kurz vor- und nach dem höchsten Punkt der Anlage, links stehen die Fahrgäste in der ersten Inversion das zweite mal auf dem Kopf.
Im Hintergrund sind die Schienen von Big Loop und der große See mit der nachgebildeten Freiheitsstatue zu erkennen.

Nebel im Heide Park


An einigen Tagen im Herbst gab es recht dichten Nebel im Heide Park. Oben verschwindet die Gondel vom Scream im dichten Nebel.
Oben rechts seht ihr einen kleinen überblick vom Scream aus durch den Nebel in den Park. Zu erkennen sind im Vordergrund die Wildwasserbahn 2, dahinter die Schweizer Bobbahn, oben Limit und der Lifthill von Big Loop.
Rechts ein Bild von der Schlussbremse von Big Loop. So langsam kämpft sich die Sonne durch den Nebel.

Halloween Party

Am 29.10.04 stieg die große Halloween Party im Heide Park. Ab 19 Uhr tummelten sich Geister, Monster und Untote im Holländischen Stadtteil.
Ich hatte des große Glück und durfte als Untoter dabei sein. Meine Aufgabe bestand darin, die Besucher auf ihre Fahrt im Horror Train vorzubereiten, sie in Gruppen einzuteilen und "gruslige" Atmosphäre zu verbreiten.
Wie ihr vielleicht erkennen könnt, hatte ich jedenfalls einen Riesenspaß an diesem Abend!

Bahnen und Romantik


Oben seht ihr einen Überblick vom Scream aus über einen Teil des Parks. Im Vordergrund die Wildwasserbahn 2 und die Schweizer Bobbahn, dahinter Limit. Am rechten Rand die Station von Big Loop und im Hintergrund das imposante Holzgerüst von Colossos.
Rechts zwei Aufnahmen vom Big Loop Lifthill. Oben eine Übersicht der Strecke der Schweizer Bobbahn, unten Limit.



Mit diesen Aufnahmen der Sonnenaufgänge am Big Loop möchte ich den Bericht über meine Tätigkeit im Heide Park beenden. Ich hatte eine wunderschöne Zeit im Park, eine Menge Spaß und tolle Erlebnisse.
Mein Dank gilt allen Mitarbeitern im Heide Park für diese tolle Zeit und die vielen interessanten Erlebnisse. Ob ich nun mit den Technikern auf den Scream klettern durfte, mir die gesamte Technik und Wasserreservoirs der Wildwasserbahn 2 erklärt wurden oder ich beim abendlichen "Einparken" der Schweizer Bobbahn dabei sein durfte. Für einen Freizeitparkfan wie mich sind das bleibende Erinnerungen!
Sollte jemand beim Betrachten der Bilder oder Lesen des Textes Lust verspüren so etwas auch einmal zu tun, kann er mich gerne nach weiteren Details oder Informationen fragen.


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